Sophies Welt

Boot Camp

Neben blutrünstigen Psychothrillern und allem, was in irgendeiner Weise mit Bridget Jones zu tun hat, ist mein Lieblingsgenre das der Jugendromane. Ja, bei mir im Regal stehen die gesammelten Werke von Sebastian Fitzek, Jilliane Hoffman und auch Simon Beckett. Knapp daneben stehen Schätzchen wie »Rolltreppe abwärts«, »Engel und Joe«, »Cold Turkey«, »Lilia’s Tagebuch«, »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo«, oder auch »Asphalt Tribe« und »Die Welle«. Wobei die beiden Letzteren von Morton Rhue erschaffen wurden, einem wie ich finde genialen Schriftsteller. Asphalt Tribe habe ich vor gut sechs Wochen von meiner allerbesten Freundin Klarabella geschenkt bekommen. Seitdem habe ich es zwei Mal gelesen. (Übrigens neben »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« das einzige Buch, das ich mehrfach gelesen habe.) Klarabella wusste das natürlich, weil ich ihr gefühlte eine Million mal per Whatsapp geschrieben und persönlich gedankt habe, dass sie mir dieses Buch hat zukommen lassen. (Wär es nicht so gut, hätte ich es sicher kein zweites Mal gelesen!)

In jedes Buch, das ich fertig gelesen habe, notiere ich mir auf der ersten Seite das Datum, die Uhrzeit, eine kurze Notiz wie es mir gefallen hat und unterschreibe mit meinem Namen. In Asphalt Tribe stand allerdings schon der Name Klarabella auf der ersten Seite. Kurzerhand habe ich »super genial, danke Klarabella« dazugeschrieben.

Heute Nachmittag war ich zufällig wieder im Nachbarort und habe dem Second Hand Laden meines Vertrauens einen Besuch abgestattet. Es könnte ja sein, dass irgendwer irgendwann irgendein Buch abgegeben hat, das ich mir für erstaunliche dreiundsechzig Cent leisten möchte.

Erste Reihe Bücherregal: Nichts! »Hmmmm«
Zweite Reihe Bücherregal: Nichts! »Die Enttäuschung wächst!«
Dritte Reihe Bücherregal: Nichts! »Das darf doch nicht wahr sein!«
Vierte Reihe Bücherregal: Sekunde, dachte ich und freute mich wie eine Schneekönigin, denn zufällig stand dort das Buch »Boot Camp«. Und jetzt dürft ihr drei mal raten, wer dieses Buch geschrieben hat. Richtig, Morton Rhue!

Ich opferte also die besagten dreiundsechzig Cent, verließ den Laden und setzte mich ins Auto. Dort schlug ich es auf, um einen ersten Blick hineinzuwerfen. Und was sehe ich da? Nein, nicht schon wieder Lesezeichen aus Klopapier. Ich sehe den Namen des Vorbesitzers. In diesem Falle der Vorbesitzerin: KLARABELLA!

Ich so: »Och nä oder?«
Köstlich amüsiert fahre ich nach Hause, nehme das Telefon und rufe natürlich direkt bei ihr an.
Ich so: »Hey Süße, du glaubst ja nicht, was mir gerade passiert ist!«
Sie so: »Was’n?«
Ich so: »Ich steh ja total auf Morton Rhue!«
Sie so: »Ich weiß, und?«
Ich so: »Ich hab mir gerade das Buch Boot Camp gekauft!«
Sie so: »Oh cool, das habe ich auch!«
Ich so: »Nee, hast du nicht, denn in meinem steht dein Name drin!«
Sie so: »Achja, das habe ich neulich im Second Hand Laden abgegeben!«

Um den Witz dahinter zu verstehen, muss ich noch einmal zwei Wochen weiter ausholen. Ihr wisst also, dass ich Morton Rhue ziemlich genial finde. Ihr wisst ebenfalls, dass Klarabella weiß, dass ich Morton Rhue ziemlich genial finde. Was ihr noch nicht wusstet, dass Klarabella und ich vor etwa zwei Wochen morgens früh mit Kisten bepackt zum Second Hand Laden gefahren sind um Klarabellakram als Spende abzugeben. Einen Tag vorher hatte sie mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen. Natürlich hab ich ja gesagt, da ich bei der Gelegenheit nach Büchern Ausschau halten konnte. Nach einem kurzen Blick auf ihre Kartons beruhigte sie mich mit den Worten: “Keine Sorge, da sind nur Pferdebücher drinne!”
Tja, und so habe ich tatsächlich dabei geholfen, das Buch »Boot Camp« in einem Karton über die Straße in den Laden zu schleppen, um es heute für dreiundsechzig Cent zurückzukaufen.

Und die Moral von der Geschichte: Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Klarabella diesen perfiden Plan ausgeheckt hat. Vermutlich hat sie das alles selbst eingefädelt. Abends, während eines schweren Gewitters inklusive superschurkischem Gelächter und diabolischem Handflächen aneinanderreiben.

Ja, so in etwa wird es wohl gewesen sein!

 

© Februar/2019 Sophie Brandt

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